Widerstand hatte viele Gesichter. Frauen wurden und werden in der öffentlichen Erinnerung meist nicht als selbständig handelnde Aktivistinnen wahrgenommen. Auch ihr unverzichtbarer Beitrag bei der Organisation von Flucht und Existenzsicherung im Exil wird kaum gewürdigt.
Gerade bei Sozialdemokratinnen gibt es zahlreiche Beispiele von Frauen, die auf ganz unterschiedliche Weise Widerstand gegen die Nazi-Diktatur leisteten, die trotz schwieriger Bedingungen weiterhin für eine menschliche Gesellschaft kämpften. Zu diesen Frauen gehörte
Lisa Albrecht kam aus bürgerlichen Verhältnissen, engagierte sich aber gegen den Willen der Eltern schon früh in der Sozialdemokratie. Seit 1911 war sie Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend, 1914 trat sie in die SPD und die Gewerkschaft ein.
Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stand die Gleichstellung. Sie muss sehr überzeugend gewesen sein, denn 1928 wurde sie zur hauptamtlichen Frauensekretärin der SPD in der Provinz Brandenburg gewählt.
1933 musste Lisa Albrecht ihre politische Arbeit offiziell einstellen, aber sie kämpfte weiter für die Grundwerte der Sozialdemokratie. Obwohl sie bereits 1933 aus politischen Gründen verurteilt, immer wieder von der Gestapo verhaftet, misshandelt und gedemütigt wurde, betrieb sie mit ihrem Mann illegal eine Buchhandlung, die sich schnell zum Treffpunkt für Gleichgesinnte entwickelte. Ein Bombenangriff zerstörte 1943 Buchhandlung und Wohnung, ihr Mann wurde dabei schwer verletzt. Sobald August Albrecht transportfähig war, zog das Ehepaar nach Mittenwald. Dort konnte Lisa relativ unbehelligt leben, stand aber unter Polizeiaufsicht. Nach Kriegsende ernannte die amerikanische Besatzungsmacht die ausgewiesene Antifaschistin zur Bürgermeisterin von Mittenwald. 1946 wählte die BayernSPD mit Lisa Albrecht zum ersten Mal eine Frau als Vorsitzende. Gleichstellung blieb das zentrale Thema für Lisa Albrecht. Sie war Frauensekretärin der bayerischen SPD, Mitglied im Parteiausschuss für Frauenfragen im SPD Bundesvorstand und auch im Bundestag (1949 – 1958) stritt sie für Frauenrechte.
1950 setzte sie sich zusammen mit der Genossin Liesel Kipp-Kaule für ein Gesetz zur ökonomischen Gleichstellung von Frauen ein. Sie scheiterte mit ihrem Vorhaben allerdings schon in der eigenen Fraktion.
Geschrieben von: Dr. Dorothee Klinksiek