Wir spaßen nicht

31. Juli 2014

Frauenmangel in EU-Kommission spiegelt Gender Pay Gap wieder

Die Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen liegen in Deutschland aktuell bei 22%, wie das Statistische Bundesamt gestern mitteilte. Eine auch nur mittelfristige Verbesserung dieses Zustandes ist nach wie vor nicht in Sicht.

"Besonders im Hinblick auf die wirtschaftliche Größe und Stärke Deutschlands in der Europäischen Union ist dies ein Skandal", kommentiert Micky Wenngatz, die Vorsitzende der AsF Bayern die Zahlen. Wie das Statistische Bundesamt auch mitteilte zeige sich, dass Deutschland mit 22 % am unteren Ende der Skala aller Mitgliedstaaten stehe. Der EU-Durchschnitt sind immer noch bedauerliche 16%.

Ein Grund für die Lohnungerechtigkeit ist auch, dass es unter den Frauen viel weniger Spitzenverdienerinnen gibt, als bei ihren männlichen Kollegen. "Jede Spitzenposition bietet immer auch Orientierung für die Bezahlung nachfolgender Gehaltsstufen. Erst wenn deren Anzahl von Spitzenverdienerinnen zunimmt, wird die Entlohnung von Frauen insgesamt besser werden", unterstreicht Micky Wenngatz.

Der Mangel an Spitzenverdienerinnen spiegelt sich aktuell auch bei der Besetzung der zukünftigen EU-Kommission unter dem designierten EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker wider. Wie gestern auch bekannt wurde, gibt es unter den 15 Nominierungen für das Amt eines Kommissars erst eine Frau. Damit läge der Frauenanteil in der neuen Kommission weit unter dem der Barroso-II Kommission. Indes hatte Juncker glaubhaft angekündigt, den Frauenanteil auf mindestens 40% zu heben. "Dass das aktuell nicht gelingt, kann nicht Juncker angelastet werden, der sich seine Kommissare nicht selber aussuchen kann, sondern nur den Mitgliedstaaten - diese lassen Juncker hier gerade am ausgestreckten Arm verhungern.", so Kerstin Westphal die fränkische SPD-Europaabgeordnete.

Für die neue Kommission könnte das zu einem echten Problem werden. "Die Abgeordneten des Europäische Parlaments haben jetzt schon angezeigt, dass die Zustimmung zur neuen Kommission verweigert wird, wenn der Frauenanteil sich gegenüber der alten Kommission nicht wesentlich verbessert", hebt Kerstin Westphal hervor und fügt hinzu: "Und wir spaßen nicht."

"Dieses peinliche Verhalten der Mitgliedstaaten rührt nicht daher, dass es nicht genügend qualifizierte Frauen gibt", so Micky Wenngatz. "Sondern nur weil die Rahmenbedingungen für sie nicht dieselben sind wie für ihre männlichen Kollegen.", ergänzt Kerstin Westphal. "Diese Bedingungen zu verändern ist der notwendige Schritt zu unserem gemeinsamen Ziel zu einer höheren Frauenbeschäftigung. Gleicher Lohn, für gleiche Arbeit, für Männer und Frauen egal an welchem Ort.", bekräftigen Westphal und Wenngatz.

Teilen